“Plötzlich sind Sie wieder da, diese heftigen Gefühle. Manchmal sind Sie so stark, dass mir einfach alles zuviel wird und ich mich gerade nur noch zurück ziehen und allein sein möchte.” Dies oder Ähnliches erleben hochsensible Menschen nicht selten im Alltag. Es ist ein Ausdruck von einer Überflutung, Überreizung oder Überforderung, die Sie in diesem Moment gerade erleben.

Oft ist es nicht eine Situation, sondern eine Kumulierung von verschiedenen Gegebenheiten, die dazu führen, dass einem alles zuviel wird.

Es ist möglicherweise hilfreich für sich herauszufinden, welche Situationen, Begegnungen oder Tätigkeiten dazu beitragen, dass es zu solchen Momenten der Überreizung kommt. Wo verliere ich mich selber? Wozu brauche ich soviel Energie? Was ist so schwierig für mich auszuhalten? Wo kann ich mich zuwenig abgrenzen? Wo übernehme ich zuviel Verantwortung? Wann habe ich vielleicht einfach Hunger und sollte frühzeitig etwas essen?

Hochsensible Menschen sind tendenziell zu stark im Aussen, nehmen Vieles wahr, übernehmen die Stimmungen anderer, leiden mit, helfen wo Sie können. Darin birgt sich die Gefahr seine Mitte zu verlieren. Zudem können ältere, nicht (mehr) hilfreiche Grundüberzeugungen mitspielen, die wir im Laufe des Lebens gelernt haben und uns (bewusst oder unbewusst) mitgegeben wurden, und uns hindern, neue Verhaltensweise auszuprobieren (z.B. “du musst hart arbeiten, um geliebt zu werden”; “schaue immer zuerst auf die andern”). In diesem Falle scheint es wichtig sich von den nicht mehr hilfreichen Glaubenssätzen zu lösen und unterstützendere Überzeugungen aufzubauen (“Ich darf mir was gönnen und es mir gut gehen lassen”; “Ich darf nein sagen”).

Fast immer ist es dabei für hochsensible Menschen von zentraler Bedeutung einen Weg zu finden seine eigene Mitte und seine eigenen Grenzen zu spüren. Hochsensible Menschen wollen sich nicht isolieren und alleine leben. Im Gegenteil, sie haben oft ein grosses Bedürfnis nach Nähe, Liebe, Austausch und Beziehungen. Nur scheint es von grosser Wichtigkeit, diese Sensibilität für die Umwelt auch für sich selber achtsam zu nutzen und gut zu wissen, wie mit dieser Sensibilität umzugehen ist.

Sie ist eine Bereicherung für unsere Welt, die Sensibilität und Achtsamkeit von uns. Mögen wir Sie leben!

Herzlich, Andrea Kapp